"Aus privaten Gründen wollte ich damals nicht weitermachen",
berichtet Rybicki, die in Leipzig auf Medaillenkurs gebracht werden sollte.
DDR-Meisterin wurde sie noch, dann war Schluss. Das nahmen ihr die Funktionäre
übel. "Ich durfte nicht einmal abtrainieren."
Das bedeutete, dass der Trainingsumfang von heute auf morgen von hundert auf null
reduziert wurde. Um gesundheitliche Schäden am Belastungen gewöhnten
Körper zu vermeiden, müssen Leistungssportler eigentlich über Monate
das Training behutsam zurückfahren.
Gut 25 Jahre später will es Rybicki noch einmal wissen.
Die Realschullehrerin der Lorenz-von-Mosheim-Schule in Helmstedt sah im
März 2000 das Plakat einer Lehrerfortbildung mit dem Thema Wasserspringen.
"Da hatte ich wieder Blut geleckt", erzählt die sympathische Sportlerin.
Mit WM-Teilnahme gelockt
Rybicki meldete sich an und geriet in die Fänge von Lehrgangsleiterin
Gitta Bruns, die sie mit der Aussicht auf eine WM-Teilnahme in Australien
(ursprünglich in Sydney geplant) zu regelmäßigem Training
überredete und bis heute antreibt.
"Los spring!", ruft Bruns beim Training im Julius-Bad in Helmstedt.
"Nee, noch nicht", antwortet Rybicki, die auf dem Fünf-Meter-Turm steht.
Sie wartet, dass die Trainerin Wasser mit dem Fuß auf die Oberfläche
spritzt, damit diese besser zu sehen ist. So verschätzen sich die Springer
nicht mit der Höhe, wenn sie vom Turm direkt durch das Wasser auf den
Beckenboden schauen.
Angst vor dem Aufprall
Nichts fürchten die Springer mehr als den Bauchklatscher oder andere
misslungene Eintauchphasen. "Da bleibt die Luft weg", beschreibt Rybicki
den schmerzhaften Aufprall.
Es gibt verschiedene Sprungarten - vorwärts abgesprungen und rückwärts
gedreht oder irgendwie umgekehrt (Delphin, Auerbach). Dazu kommen Salti und Schrauben.
Absprung, Flug- und Eintauchphase müssen wie im Schlaf ablaufen.
Im Sprung sehen die Springer wenig. Zu Beginn des Trainings signalisiert Bruns
durch ein lautes "Hepp", wann Rybicki in der Luft den Sprung "aufmachen" muss.
Sie weiß dann, wann die Drehungen durch das Auseinandernehmen der Arme abgestoppt
und die möglichst gerade Eintauchphase vorbereitet werden muss. Gelingt der Sprung,
darf es dabei nur wenig spritzen.
Bei der WM muss Rybicki jeweils acht bis neun Sprünge vom Ein- und
Drei-Meter-Federbrett und vom Fünf-Meter-Turm zeigen. Bei den Masters
dürfen alle Sportler ab 25 Jahren starten.
Bei den Schwimmern war zuletzt sogar Rekordolympiasieger Marc Spitz dabei.
Dreimal pro Woche wird trainiert. Ehemann, die neunjährige Tochter und das
Pferd lassen der Mutter neben der Vollzeitarbeit an der Schule den nötigen
Freiraum. Aus Kostengründen reist Rybicki allein nach Neuseeland. Dabei hat
die Springerin ein kaum für möglich gehaltenes Problem:
"Mir wird beim Fliegen immer schlecht."